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Nachruf für Dr. Karl-Heinz Speckmann

Die Stadt Nienburg hat kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres einen wichtigen Chronisten der Nienburger Stadtgeschichte verloren. Dr. Karl-Heinz Speckmann ist am 20.12.2022 im Alter von 68 Jahren verstorben. Dr. Karl-Heinz Speckmann ist in Nienburg aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat sein ganzes Leben lang in Nienburg gelebt.

Er hat sich bereits als Gymnasiast für Politik und Geschichte interessiert, fühlte sich der „Arbeiterbewegung“ verbunden und engagierte sich als „kritischer Geist“ bei der   „Nienburger Stadtzeitung“.  Er studiert Geschichte und recherchierte im Auftrag des Nienburger Stadtarchivs für die Erstellung einer Chronik für den Ortsteil Holtorf. Diese Chronik wurde 1989 trotz einiger Widrigkeiten veröffentlicht. Ihr Vorwort begann mit dem Satz „Diese Chronik sollte verhindert werden, ….“. Karl-Heinz Speckmann hat sie unter dem Titel „Holtorf - Im Schatten der Wilhelmshütte“ mit Hilfe eines örtlichen Verlages selbst herausgegeben, nachdem er unabhängig weiter recherchiert hatte.

Diese Interessenlage führte ihn offensichtlich auch zum Thema seiner 1996 veröffentlichten Promotionsarbeit mit dem Titel „Die Glasarbeiterschaft in Nienburg, 1870 – 1933“. Damit schuf er ein Standardwerk zur Geschichte der Glasarbeiterschaft und einen wichtigen Beitrag zur Nienburger Stadtgeschichte.

Er wollte nach eigener Aussage nach langjähriger engagierter Tätigkeit als Berufsbetreuer, die ihn voll in Anspruch nahm, jetzt im Ruhestand eine Fortsetzung der „Geschichte der Glasarbeiterschaft“ schreiben. Dazu ist er nicht mehr gekommen.

Obwohl er sich berufsbedingt über Jahre kaum mehr wissenschaftlich mit der Stadtgeschichte beschäftigen konnte, wurden bis zum Schluss Schüler*innen an ihn verwiesen, wenn es um kritische Fragen der Stadtgeschichte ging, zu denen sonst niemand etwas recherchiert hatte oder über die niemand sprechen wollte. Sein Archiv schien unerschöpflich. Dr. Karl-Heinz Speckmann stand in besonderer Weise für Gradlinigkeit und Zivilcourage. Er war ein aufrechter Antifaschist, den man angemessen würdigen sollte.

Kommentare

von Volker Meyer
08.01.2023
20:38 Uhr
K.H. Speckmann

Ich hatte öfter Kontakt zu Karl Heinz, bis 3 oder 4 Monate vor seinem Tod.


Seit dem er die Stadt Zeitung ins Leben gerufen hat, war ich sofort Abunent. Seit dem haben wir oft über soziale und arbeitsrechtliche Themen gesprochen.

Das Buch, Arbeiten auf Nienburger Glasfabriken, habe ich natürlich auch.

Es ist traurig so einen sozialen Menschen zu verlieren.

von Susanne
08.01.2023
18:00 Uhr
Danke für die Würdigung

Danke für die Würdigung zum Tod von Dr. Speckmann. Ich habe ihn als sehr engagierten Betreuer kennengelernt, wusste aber nichts von seinen Recherchen zur Geschichte der Glasfabrik und der Arbeiterschaft in den wichtigen Jahren bis 1933. Wäre es möglich, sein Buch nochmals aufzulegen und in den Buchhandlungen der Stadt zum Verkauf auszulegen? Was wird mit seinem Archiv passieren? Kann das in das städtische Archiv übernommen werden? Das wäre doch interessant und wichtig für die Stadtgeschichte!

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