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Atomkraft ohne Zukunft

Menschen treffen sich in Nienburg zum Gedenken an der Tschernobyl Madonna
Nienburg. Der Arbeitskreis Gedenken erinnert jährlich am 26. April an das Unglück von Tschernobyl. Als 1986, vor 39. Jahren, im dortigen Atomkraftwerk ein Super Gau die Welt erschütterte. Auch dieses Jahr wurde an der Madonna von Tschernobyl in den Wallanlagen an dieses schreckliche Ereignis gedacht.

Nach einer musikalischen Einstimmung begrüßte Andrzej Bojarski, stellv. Vorsitzender des AK Gedenken die Zuhörer. Er leitete das Gedenken mit einer Schweigeminute ein und dankte in einem Grußwort dem langjährigem Leiter des Arbeitskreises Thomas Gatter. Es folgte erneut ein kurzes musikalisches Zwischenstück, bevor Uwe Schmädeke vom Anti-Atom-Kreis Nienburg näher auf das Unglück einging. Er erinnerte im Folgenden anlässlich des Jahrestages an die schreckliche Atomkatastrophe und warf gleichzeitig einen Blick auf die aktuelle Atomdebatte in Deutschland und der Welt. Er ging näher auf drei aktuelle Themen ein: Das Unglück - Renaissance der Atomkraft? Neue Wunder-Reaktoren? - Atommüll.
Er berichtete, dass Hunderttausende bis heute unter den Spätfolgen litten und ein Ende des Leids nicht absehbar sei. Herr Schmädeke ging aber auch auf die aktuelle Atomdebatte ein. 

Die stark überalterte globale Nuklearflotte zählt aktuell nur noch 408 Atommeiler. Fünf Atomkraftwerke (AKW) sind letztes Jahr rund um den Globus neu ans Netz gegangen. Gleichzeitig sind fünf Altmeiler ausgemustert worden. Zuwachs: Null. 2023 sind 536 Gigawatt an Erneuerbaren Energien zugebaut worden, das entspricht etwa einer Leistung von fast 500 großen Atommeilern. Zuwachs: stark. Solche Vergleiche zeigen unmissverständlich: der Trend geht in Richtung Erneuerbare! Hinzu kommt die Überalterung der weltweiten Atomflotte. Sie ist im Schnitt 32 Jahre alt – die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa 40 Jahren – und 108 Meiler liegen sogar schon jenseits der 40-Jahres-Grenze. 

Vorteile erneuerbarer Energien seien auch ihre Wirtschaftlichkeit, betonte der Sprecher. Die wichtigste Ursache für den Marktverlust der Atomkraft ist ihr Preis: Sie ist einfach zu teuer. Die Kosten für Solaranlagen sind zwischen 2009 und 2024 um 83 Prozent gefallen, für Wind an Land um 63 Prozent. Im selben Zeitraum haben sich Atomkraftwerke um 49 Prozent verteuert, so die Gegenüberstellung im World Nuclear Industry Status Report 2024 (WNISR). Atomenergie ist, sofern sie nicht staatlich subventioniert wird, nicht mehr wettbewerbsfähig.

Zum Abschluss zog er folgendes Fazit: „Statistisch gesehen kommt es im Durchschnitt alle 20 Jahre zu einem Reak-torunfall. Bislang hatten wir einfach Glück, dass es zu keinem weiteren Supergau kam. Uns sollte klar sein: Je älter die Reaktoren werden, je höher die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls. Das Gemunkel von der Renaissance der Nuklearenergie hält der Realität nicht stand. Weltweit geht der Atomstromanteil immer weiter zurück, während Solar und Windkraft unverändert boomen. Atomstrom ist mittlerweile viel zu teuer, neue Reaktoren zu bauen, dauert viel zu lange und die Investition Summen steigen aktuell ins Unermessliche."

Es folgte ein weiteres Musikstück, bevor Wolfgang Kopf vom Anti-Atom-Kreis Nienburg auf die Solidarität mit dem Dorf Djatlawitschi in Belarus einging. Er beschrieb u.a.: "Wir haben als Anti-Atom-Kreis Nienburg die seit dem Jahr 1996 bestehende Nienburger Solidarität von der Grundschule Estorf, dem IBW Nienburg und der niedersächsischen Ostgesellschaft vor einigen Jahren übernommen, sammeln dafür Spenden ein und sind glücklich darüber, dass der Nienburger Verein Nienburg - Freundschaften weltweit e.V. inzwischen die notwendige Grundfinanzierung des Solidaritätsprojekts übernommen hat.“

Abschließend wiess er auf das Spendenkonto für solidarische Hilfe hin:
Spenden unter Stichwort „Djatlawitschi“ an NIENBURG-FREUNDSCHAFTEN weltweit e.V. Sparkasse Nienburg/Weser IBAN: DE 30 2565 0106 0060 009057

Es folgte ein kurzes Musikstück zum Abschluss der Veranstaltung an der Madonna von Tschernobyl.

Im zweiten Teil der Gedenkveranstaltung begrüßte Reinhard Kiparski, Pastor der Kirchengemeinde Kreuz und St. Johannis die Teilnehmenden zur traditionellen Andacht am Apfelbaum, der 1996 zum 10. Jahrestag der Katastrophe am Meerbachufer gegenüber dem Theater auf dem Hornwerk gepflanzt wurde. Herr Kiparski gestaltete die Andacht unter dem Motto: Vom Gedenken ins Bedenken kommen. 

Ein Grußwort von Bürgermeister Jan Wendorf rundete die Gendenk-Veranstaltung ab.

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