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Flugkünstler danken NABU Nienburg

Der Kreisverband Informiert mit Infotafeln über das Mauersegler-Schutzprojekt

Präsentation der Mauersegler-Infotafeln. Von links: Klaus Gänsslen (Landkreis Nienburg), Siegrid Tank-Bodermann, Benjamin Thijsen (beide NABU Nienburg) (c) NABU Nienburg
Ein Leben (fast) nur im Flug. Mauersegler schlafen, fressen und sammeln sogar ihr spärliches Nistmaterial im Flug. Die Vögel nisten sehr standorttreu, fliegen aber als Langstreckenzieher jedes Jahr ins ferne Südafrika, um dort die Winterzeit zu verbringen. Anfang Mai verkünden die schnellen Flieger mit ihren markant schrillen Rufen ihre Rückkehr. Dann brauchen sie für ein paar Wochen einen geschützten Ort, um ihre Jungen aufzuziehen.

Doch geeignete Nistmöglichkeiten schwinden zunehmend. Um dem entgegenzuwirken startete der NABU-Nienburg bereits 2017 das Mauersegler-Schutzprojekt.
In Kooperation mit dem Landkreis Nienburg schuf der NABU damit die Möglichkeit Mauerseglervorkommen mit Nisthilfen aktiv zu unterstützen. Mit überwältigender Resonanz – bereits 2018 wurde daher ein Folgeantrag für das Projekt gestellt, in dem auch Fledermausquartiere berücksichtigt wurden. Obwohl das Projekt noch bis Ende dieses Jahres läuft, wurden bereits alle 700 Mauerseglerkästen kostenfrei vergeben. Denn finanziert wurde das Projekt mit insgesamt 41.000 Euro von der Unteren Naturschutzbehörde, aus Ersatzgeldzahlungen.
Die speziellen Nisthilfen für Mauersegler wurden an geeignete Plätze an Privathäuser, Schulen, Trafotürme, Kirchen und Werkshallen verteilt und montiert. Alle Projektteilnehmenden verpflichteten sich, dass die Kästen für mindestens sieben Jahre montiert bleiben, allein ein Dokument war nötig um den Verbleib der Kästen und spätere Erfolge dokumentieren zu können.

Siegried Tank-Bodermann vom NABU-Nienburg ist über die sich bereits abzeichnenden Erfolge erfreut. „Alle Gebäudebrüter wie der Mauersegler sind auf Nischen und Spalten in Gebäuden angewiesen. Werden diese Niststätten bei Sanierungen oder Abriss nicht berücksichtigt, gehen sie verloren“, erklärt die Naturschützerin. „Umso mehr freuen wir uns, dass in jeder neuen Saison nach und nach Meldungen über Mauerseglerneuansiedlungen eintreffen.“ Tank-Bodermann ist Initiatorin des Projekts und leitet die AG-Mauersegler. Die ehrenamtlich Aktive vermittelt nicht nur die Nisthilfen, auch die Kartierung von natürlichen Niststätten und Beratungstätigkeiten fallen in das umfangreiche Aufgabenspektrum. „Die Arbeit ist aufwendig und trifft nicht immer auf Zuspruch“, weiß die NABU-Aktive zu berichten. „Ein Hinweis auf Niststätten von Gebäudebrütern, die zum Teil vor der Vernichtung durch bauliche Maßnahmen stehen, wird auch mal als Kritik oder Einmischung verstanden.“ Durch intensive Beratung von Architekten und Bauherren bzgl. Idealer Plätze für den Einbau von Nisthilfen in Neubauten oder bei Sanierungsvorhaben, sind am Ende aber meist alle zufrieden. „Wir möchten in der Zusammenarbeit mit externen Unternehmen und Privatpersonen nicht nur fordern, sondern vor allem fördern und unterstützen“, erklärt Tank-Bodermann.

Auch Klaus Gänsslen, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, ist mit den vorläufigen Ergebnissen zufrieden: „Hier wird eine wertvolle und zeitintensive Arbeit für den Schutz von Gebäudebrütern geleistet. Diese ehrenamtliche Arbeit des NABU wird mit dem weiter zunehmenden Druck, Wärmedämmungen anbringen zu müssen, die zum Verlust vieler Nistnieschen führen, an Bedeutung zunehmen“, unterstreicht er die naturschutzfachliche Bedeutung des Projekts.

Unterstützung erfährt Tank-Bodermann durch NABU-Aktive und den Projektteilnehmern selbst, z.B. bei der Montage der Nisthilfen, die oft in luftiger Höhe von statten geht. In ihrer eigenen Mauerseglerkolonie fanden 2021 etliche verwaiste Jungtiere aus der Wildtier-Auffangstation Sachsenhagen ein neues Zuhause.

Alle Info-Tafeln, die über das Mauersegler-Schutzprojekt und die Tiere selbst informieren, wurden an ausgewählte Standorte, an denen Bruterfolge zu verbuchen waren, verteilt. „Damit möchten wir Mauerseglern zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Ihre unscheinbaren Brutstätten sind oft nur schwer zu entdecken, mitunter weil sie so rasant und direkt angeflogen werden“, berichtet Benjamin Thijsen vom NABU-Nienburg. „Aktuell ist der Mauersegler in Deutschland zwar nicht gefährdet, die schwindenden Brutplätze setzen ihm und anderen Gebäudebrütern jedoch zunehmend zu und wir können mit dem notwendigen Bewusstsein sowie relativ geringem Aufwand alle einen Beitrag zum Bestanderhalt leisten“, ermuntert der Naturschützer alle Mitmenschen sich mit diesen besonderen Flugkünstlern zu beschäftigen.

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