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"Feierabendgespräch"

am Montag, 17.09.2018 um 18.00 Uhr im Gemeindehaus St. Martin in Nienburg mit Geflüchteten und ehrenamtlichen Integrationshelfer*innen .

Eingeladen zu diesem Abend haben die beiden Begegnungscafés St. Martin Nienburg und St. Clemens Marklohe, sowie die Flüchtlingshilfe Holtorf und die Flüchtlingsinitiative "Liebenau hilft" im Rahmen des Projektes 500 Landinitiativen.


Als Gast kam der heimische Bundestagsabgeordnete Maik Beermann MdB in die Gesprächsrunde und stand Rede und Antwort. Durch den Abend führte in bewährter Manier Peter Brieber. Der Einladung gefolgt sind auch Frau Mühlenhoff-Rabe vom Job Center Nienburg und Karim Iraki vom Jugendmigrationsdienst im CJD Nienburg.


Die Will iN Mitarbeiter*innen berichten:

Mehr als 50 Betroffene, Interessierte, ehren- und hauptamtliche Helfer, kamen in das Gemeindehaus der Kirchengemeinde St. Martin.

Schwerpunkte an diesem Abend bildeten die Themen Ausbildung und Arbeit, wie gelingt es geflüchteten Menschen in Arbeit oder Ausbildung zu bringen?

Nach der Begrüßung durch Peter Brieber leitete Herr Beermann den Abend ein, "dass man nach den Ereignissen von Chemnitz, auch die positive Integrationsarbeit vieler Migrant*innen in den Bereichen Arbeit, Ausbildung und gesellschaftlicher Integration hervorheben muss." Er lobte den Einsatz der 65000 "demokratischen" Demonstrant*innen in Chemnitz mit ihrem Slogan: "Wir sind mehr".

Als erster schilderte ein junger Geflüchteter, der bereits während seiner Flucht als Fotograf tätig war, seine Erfahrungen in einem Praktikumsbetrieb, und sein vergebliches Bemühen, einen Ausbildungsplatz als Zahntechniker zu bekommen. Seine Enttäuschung und Ungeduld war spürbar zu hören.

Die Zuhörenden staunten danach nicht schlecht, als ein weiterer junger Mann, der erst seit 2 Jahren und 10 Monaten in Deutschland ist, berichtete, dass er bereits im 3. Ausbildungsjahr sei. Er hat sich, nachdem er in Deutschland angekommen war, selber Deutsch beigebracht und wurde in die Ausbildung übernommen.

Allerdings, so schildert er, gibt es mit der Schule Probleme. Er hat seine Zeugnisse aus seinem Herkunftsland nicht mitbringen können, und die Schule fordert ihn immer wieder auf diese nachzureichen. Dafür hat er keine Lösung. Außerdem kann er aufgrund Terminüberschneidungen nicht an den Ausbildungsbegleitenden Hilfe( AbH) in Nienburg teilnehmen.


Liebenau, so die Wortmeldung von Frau Granich (Flüchtlingsinitiative) hat, um den jungen Menschen während der Ausbildung zu helfen eine eigene ABH Gruppe gegründet, finanziert aus Landesmitteln, mit großem Zulauf durchgeführt von der Ländlichen Erwachsenenbildung Niedersachsen (LEB).


Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass von Seiten der Arbeitgeber viel Geduld nötig sei, um die Vorbehalte, die es auf beiden Seiten gibt, abzubauen. Gegebenenfalls könne die Attraktivität für die Arbeitgeber Ausbildungsplätze für Geflüchtete anzubieten durch finanzielle Unterstützung seitens des Staates erhöht werden.


Generell sei vor Beginn einer Ausbildung, so Frau Mühlenhof-Rabe, die Möglichkeit die Beratung durch die Fachkräfte der Agentur für Arbeit Nienburg/Verden und des Jobcenters im Landkreis Nienburg gegeben und ratsam. Das Spracheniveau sollte B2 Niveau haben, B1 ist oftmals auch aufgrund der unterschiedlichen Schrift, - Zahlen- und Rechensystemen im Herkunftsland und hier in Deutschland nicht ausreichend.

Falls Unsicherheiten aufgrund des Aufenthaltsstatus bestehen und der Geflüchtete nicht in der Betreuung des Jobcenters ist, sollte vor Abschluss des Ausbildungsvertrages die Ausländerbehörde kontaktiert werden.

Sie erläuterte, dass in der Vergangenheit verfrüht Ausbildungen begonnen wurden und es daher jetzt zu massiven Problemen in der Berufsschule kommt.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit einer sogenannten Einstiegsqualifizierung(EQ): ein mehrmonatiges, gefördertes Praktikum im Ausbildungsbetrieb. In dieser Zeit kann in der Regel auch schon die Berufsschule besucht werden und man kann an Schwächen arbeiten.


Viele Ideen machten an diesem Abend die Runde und wurden kontrovers diskutiert:

-Deutschkurse im Wochen Block anzubieten und nicht noch an die tägliche Ausbildungszeit anzuhängen.

-Den Auszubildenden von Seiten der Betriebe Ausbildungspaten (Rentner und Pensionäre aus den jeweiligen Berufen) als Hilfestellung bei dem zu lernenden Ausbildungsstoff an die Seite zu stellen, um Ausbildungsabbrüche soweit es geht zu vermeiden.


Es tauchte die Frage nach einer grundsätzlichen Verlängerung der Ausbildung auf, wenn dies nötig sei (auch für einheimische Auszubildende?). Eine politische Weichenstellung wäre dazu nötig, um eine wenn nötige Verlängerung der Ausbildung zu erreichen.


Deutlich wurde in der Diskussion, dass es bereits viele Maßnahmen gibt, wie zum Beispiel die Ausbildungspaten.

Das Problem bei all den Angeboten besteht jedoch darin, dass zu viele Köche in dieser Suppe Integration rühren, und es an Transparenz fehle, was denn eigentliche alles von wem und wo angeboten wird.


Eine Wortmeldung machte deutlich, dass es auch mit einer guten Ausbildung oder einem Studium im Herkunftsland, und auch wenn die Papiere vollständig und übersetzt vorliegen, schwierig ist in Deutschland Arbeit im erlernten Beruf Arbeit zu bekommen.


Maik Beermann wies zum Schluss darauf hin, dass in Niedersachsen ca. 2600 Ausbildungsstellen nicht besetzt sind. Er wünscht sich, dass die Arbeitgeber flexibler reagieren und fordert von ihnen mehr Eigeninitiative ein.


Des Weiteren hob er noch hervor, dass 216000 Menschen mit Migrationshintergrund in sozialversicherungspflichtigen Verhältnissen arbeiten.


Peter Brieber dankte im Namen der Initiatoren der Begegnungscafes allen Anwesenden und ganz besonders dem heimischen Bundestagsabgeordneten Maik Beermann für diese anregende Gesprächsrunde. "Aus der ich sehr viel Positives, aber auch diverse Handlungsfelder mit für meine politische Arbeit nach Berlin nehme", so Beermann.


Das Begegnungscafe St. Martin findet am Dienstag 02.10.2018 ab 16:00 Uhr im Gemeindehaus St. Martin in Nienburg statt. Das nächste Begegnungscafé in Liebenau findet am Samstag 06.10.18, um 15.00 Uhr, in den Gemeinschaftsräumen der katholischen Kirche in Liebenau statt.

Alle Menschen sind herzlich dazu eingeladen.


Heike Schepp

Projektleitung Will-iN / BAMF-Projekt

CJD Nienburg



Samir

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