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Zweites Leben für Staubsauger, Pulli & Co.

Gelebte Nachhaltigkeit: Das Repair-Café in Nienburg bietet Unterstützung bei Reparaturen

Inge und Manfred Lässig hoffen, dass Reparateur Holger Lüddecke den kompakten Staubsauger wieder zum Laufen bringen kann. Foto: Reckleben
 Die HARKE (Heidi Reckleben) am 25.07.2024

Die Musikanlage schweigt? Die Nähmaschine verliert den Faden? Ein Wollpullover hat ein Loch? Das alles sind Fälle fürs Repair-Café Nienburg!

Während einige mit Kisten und Kartons auf die Tür des VHS-Forums an der Rühmkorffstraße zu-steuern, haben andere ihr „Schätzchen“ schon wieder unter dem Arm geklemmt und bringen es zurück zu ihrem Auto. Einigen Leuten sieht man am breiten Grinsen direkt an, dass ihr Gerät repariert werden konnte.

Inge und Manfred Lässig sind aus Marklohe zum Repair-Café ins Forum der Volkshochschule in der Rühmkorffstraße gekommen. Mitgebracht haben sie einen kleinen, sehr kompakten Staubsauger. Der macht keinen Mucks mehr. „Das ist schade, der ist so praktisch, auch weil er so klein ist“, erzählt die Markloherin. Indes sucht Reparateur Holger Lüddecke zunächst einmal einen Ansatz, um die Schrauben zu lösen und überhaupt erstmal ins Gehäuse schauen zu können. Verschraubungen sind bei neueren Geräten oftmals sehr versteckt.

Lüddecke gehört mit einem guten Dutzend Reparateurinnen und Re-parateuren, die zehn Mal im Jahr im Repair-Café in Nienburg zur Verfügung stehen, um die Besitzer von defekten Fahrrädern, Spielzeug, Kleingeräten wie Toastern, Nähmaschinen& Co. bei Reparaturen zu unterstützen und so ein Stück weit Hilfe zur Selbsthilfe ins Laufen bringen wollen.

„Es geht auch darum, bei den Besitzern ein tieferes Verständnis für die Geräte zu schaffen“, macht Marion Schaper als Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes in Nienburg deutlich. Das Diakonische Werk und die Volkshochschule in Nienburg ziehen für das Repair-Café an einem Strang. „Wichtig ist der Gedanke der Nachhaltigkeit“, sagt Darijusch Wirth als stellvertretender Leiter der VHS. Eine feste Kostentabelle gibt es nicht. „Jeder gibt das, was ihm die Reparatur wert ist“, so Marion Schaper.

Indes tüfteln Marcel Gümmer (34) und Vater Dietgar (62) an einer Heckenschere, die den Dienst versagt. Beide gehören schon seit einigen Jahren zur Repair-Café-Mannschaft. „Nicht jedes Gerät bekommt man wieder hin, aber die meisten schon“, weiß der 34-Jährige aus Erfahrung. Gelernt hat er Elektriker und war in der Programmierung tätig. Er hat sein Abitur nachgeholt und arbeitet mittlerweile im Bereich Logistik. Dass Vater und Sohn sich praktisch blind ohne viele Worte verstehen, wird schon daran deutlich, wie der eine den anderen bei welchen Handgriffen unterstützt.

Das Repair-Café gibt es mittlerweile seit zehn Jahren in Nienburg. Die Reparateurinnen und Reparateure sind ehrenamtlich tätig. Und weil die Nachfrage in all den Jahren nicht weniger geworden ist, haben Diakonie und VHS einen großen rollbaren Werkzeugturm gekauft, um sicherzustellen, dass immer alle benötigten Werkzeuge vor Ort sind.

Und immer mal wieder passieren kleine oder größere Missgeschicke. Wie das einer Familie aus Liebenau, die mit ihrer defekt geglaubten Nähmaschine angereist war. Als der Reparateur sie anschaltete, lief die wie am Schnürchen. Die Familie hatte das falsche Exemplar zur Reparatur mitgebracht. Neben der fachkundigen Beratung bei der Reparatur ist auch für nette Begegnungen und viel Inspiration gesorgt. Holger Lüddecke schüttelt wieder-holt den Kopf. Er misst an unter schiedlichen Stellen, um den Fehler beim kleinen Staubsauger zu finden. Die Gesichter von Inge und Manfred Lässig werden immer länger. Lüddecke schraubt etwas ab, holt ein kleines Teil, schraubt wieder, misst und schaut ins Gehäuse des Staubsaugers.

Der Reparateur ist von Anfang an beim Repair-Café dabei. Ihm macht die Abwechslung Freude: unter-schiedliche Menschen, unterschiedliche Geräte, die es zu reparieren gilt. Und so manchem kann der ge-lernte Flugtriebwerksmechaniker Tipps geben, um künftig kleinere Reparaturen selbst vornehmen zu können.

Und plötzlich erwacht der kleine Staubsauger des Markloher Ehepaares zum Leben. „War eine Steckverbindung in einem Kabelschuh ab“, sagt Lüddecke. „Er geht wieder“, strahlt Inge Lässig. „Vielleicht kann er jetzt sogar fliegen“, scherzt Manfred Lässig mit Blick auf die Erwähnung, dass der Reparateur Flugtriebwerksmechaniker ist.

Weil das Repair-Café 2024 auf zehn Jahre zurückblickt, wird es am 7. September zwischen 10 und 12 Uhr einen Sondertermin auf dem Nienburger Wochenmarkt geben. Dort werden die Arbeit und das Angebot näher vorgestellt werden. Info Regulär werden die Reparateurinnen und Reparateure wieder im Oktober, November und Dezember im VHS-Forum zu finden sein.

Info: Und auch die Termine fürs Repair-Café stehen schon fest: Donnerstag, 10. Oktober, Donnerstag, 7. November und Donnerstag, 5. Dezember, jeweils von 17 bis 20 Uhr.

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