

Großer Bahnhof: Ulrike Kassube vom Runden Tisch verabschiedet

Im historischen Ratssaal der Stadt Nienburg lobte der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne, der zugleich auch als stellvertretender Landrat den Landkreis vertrat, Kassubes jahrzehntelanges Engagement für und mit ihren Mitmenschen. In seiner Laudatio lies Tonne die mehr als siebzehnjährige Geschichte des Runden Tisches Revue passieren:
"Im Oktober 2000 gehörte Ulrike Kassube zu den Mitinitiatoren des Runden Tisches, nachdem der jüdische Friedhof geschändet und NPD-Aktivitäten bekannt geworden waren. Binnen kürzester Zeit gelang es dem Runden Tisch damals, über 400 Bürger zu einer Demonstration am 9. November 2000 zu bewegen. In den Folgejahren entwickelten sich aus diesem großen Erfolg bürgerschaftlichen Engagements Netzwerke engagierter Menschen und Organisationen, die stets bereit waren, gegen Rassismus und rechte Gewalt Stellung zu beziehen. Bis heute blieb so kein Versuch rechtsextremer Parteien und Gruppierungen, ihre Ideologie auf Nienburgs Straßen zur Schau zu stellen, unwidersprochen. Das ist in besonderem Maße Ulrike Kassubes Verdienst, für den wir heute unseren Dank aussprechen!"
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Offener Brief des Runden Tisches gegen Rassismus und rechter Gewalt in Nienburg zur Schweringer Nazi-Glocke
an den Vorstand der Kapellengemeinde der Kreuzkirche Schweringen,
an Pastor Hellwege
Sehr geehrte Damen und Herren ,
der Runde Tisch gegen Rassismus und rechte Gewalt in Stadt und Landkreis Nienburg hat es sich seit fast zwei Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, gegenüber Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit zu sensibilisieren und gemeinsam mit engagierten Menschen vor Ort für demokratische Werte einzutreten.
Als bekannt wurde, dass im Glockenturm der Schweringer Kreuzkirche eine Glocke mit einem Hakenkreuz und einer Aufschrift entdeckt wurde, die den Nationalsozialismus verherrlicht, sind wir davon ausgegangen, dass es selbstverständlich ist, dass sich die Kirchengemeinde von diesen Inhalten deutlich distanziert, den Skandal aufarbeitet und die Glocke abhängt.
Wir haben positiv wahrgenommen, dass die Diskussion über die Naziâ€Glocke öffentlich geführt wurde
und viele Menschen sich durch die mediale Begleitung informieren konnten. Dabei wurde bisher allerdings kaum thematisiert, wie es geschehen konnte, dass nach 1945 – entgegen eines entsprechenden Erlasses – die Glocke nicht entfernt wurde und das Wissen darüber im Ort in jedem Glockenschlag 83 Jahre lang mitschwingen konnte.
Aus Sicht des Runden Tisch gegen Rassismus und rechte Gewalt ist der Umgang mit der Naziâ€Glocke längst keine interne Angelegenheit der Kappellengemeinde mehr, sondern geht alle Menschen in der Region etwas an.
Wir appellieren deshalb an die Verantwortlichen:
Der Runde Tisch gegen Rassismus und rechte Gewalt möchte den Dialog um die Naziâ€Glocke auf eine breitere Basis stellen und würde sich über eine Antwort und über die Möglichkeit für eine gemeinsame Diskussion zum Thema freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Behrens, Sven Kühtz, Hannes Grosch
Für den Runden Tisch gegen Rassismus und rechte Gewalt in Stadt und Landkreis Nienburg
Zitat:
Auf einer ihrer Glocken ein Hakenkreuz, 35 mal 35 Zentimeter groß. Darunter prangt folgende Inschrift: "Aus Not und aus Nacht ist Deutschland erwacht. Dies Kreuz gab Gelingen, half Zwietracht bezwingen. Dank sei Dir Gott".
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Berliner Aufruf zum 9. November 2000
Der Aufruf für Toleranz
"Wir stehen für ein menschliches, weltoffenes und tolerantes Deutschland,
für das friedliche Zusammenleben aller Menschen in diesem Land,
ungeachtet ihrer Weltanschauung, Religion, Kultur oder Hautfarbe.
Wir verurteilen Hass, Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.
Wir dulden keinen Antisemitismus, keine Schändung von Friedhöfen,
religiösen und kulturellen Einrichtungen,
keine feigen Übergriffe gegen Menschen in unserem Land.
Wir stehen zusammen gegen das Wegschauen und die Gleichgültigkeit.
Wir wollen ein Land, in dem kein Mensch Angst haben muss
vor Verfolgung und Gewalt.
Wir sind nicht allein. Unsere stärksten Waffen sind
Mut zur Zivilcourage und Entschlossenheit.
Auf uns, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes kommt es an.
‚Die Würde ist unantastbar’. Wir stehen zu den Grundwerten unserer Demokratie.
Der 9. November als Datum deutscher Geschichte im Guten wie im Bösen verpflichtet uns alle, die Demokratie stets aufs Neue zu verteidigen. …"
AnsprechpartnerIn(nen): Sprecher*innenkeis