Grußwort des Landrates anlässlich der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“
Landrat Detlev Kohlmeier
(Foto: Landkreis Nienburg / Weser)
anlässlich der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“
Liebe Leserinnen und Leser,
Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt haben seit dem gewaltsamen Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd eine globale Dimension erreicht. Black Lives Matter – übersetzt: Schwarze Leben zählen – gehört dabei zu den bekanntesten Stimmen, die mit regelmäßigen Protesten auf Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner und People of Color aufmerksam macht. Ein nicht ganz so lautes aber doch starkes Zeichen gegen Rassismus und für Solidarität mit dessen Opfern setzen seit langem auch die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“. Bereits seit 1966 gibt es diese alljährliche Aktionswoche in den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen und seit mehr als zehn Jahren bei uns im Landkreis.
Deutschland ist bei weitem nicht frei von Rassismus, aktuellen Befragungen zufolge gibt es beispielsweise an Schulen auch im Landkreis Nienburg gängige Vorurteile gegen Ausländer. Dem haben sich in diesem und im vergangenen Jahr eine ganze Reihe von Schülerinnen und Schülern engagiert entgegengestellt. Und weil ich persönlich von der kreativen Energie, mit der sich diese jungen Menschen für ein solidarisches Miteinander eingesetzt haben, so beeindruckt bin, möchte ich ihre Aktionen hier noch einmal aufgreifen. Mit griffigen Formeln und phantasievollen Designs haben die Mädchen und Jungen Schilder gegen Fremdenfeindlichkeit entworfen und diese in unseren Linienbussen verteilt. Später waren die Motive als großflächige Plakate in Nienburg zu sehen. Jugendliche aus sechs Schulen im Landkreis haben in Zusammenarbeit mit der Jugendwerkstatt Umzugskartons mit Sprüchen und Bildern gegen Rassismus gestaltet und bieten nun ihre „Wand für Courage“ als Wanderausstellung Schulen, Vereinen, Verbänden, Bildungsträgern und anderen Einrichtungen an. Es gibt sogar Arbeitsmaterialien hierzu und ein Memory Spiel für Jung und Alt. In Online-Workshops haben sich Jugendliche aus den Oberschulen Hoya und Steimbke außerdem mit den Fragen beschäftigt: Woran erkenne ich Rassismus? Wie drückt er sich aus? Was kann ich dagegen unternehmen?
Mit Aktionen gegen Rassismus und für Solidarität soll es nun im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“, die offiziell vom 15. bis 28.03.2021 stattfinden, weitergehen. Aufmerksame Beobachterinnen und Beobachter werden in dieser Zeit im Stadt- und Kreisgebiet große Kieselsteine finden, auf denen Botschaften im Sinne der Menschenwürde zu sehen sind. Am 13. März soll es, wenn im Rahmen der Coronabedingungen möglich, eine Menschenkette geben. Am 17. März findet der online-Fachtag „Antirassismus“ statt, bei dem Fachkräfte sowie Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich mit dem eigenem Rassismus auseinanderzusetzen bzw. zu dieser Fragestellung zu reflektieren.
Einen Tag später werden als Eycatcher Fußbodenplakate in Nienburg und Verden auf den Aktionstag „Vorsicht Vorurteile“ des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ aufmerksam machen. Und am 23. März lädt WABE e.V. zur digitalen Filmveranstaltung „Freie Schulen im Visier der extremen Rechten“ ein. Es wird hier ein Film der mehrfach ausgezeichneten Journalistin Andrea Röpke gezeigt, in dem es unter anderem am Beispiel der „Freien Schule Mittelweser“ darum geht, wie sich Schulen frühzeitig dem Problem der Einflussnahme durch Rechte stellen können. Via Zoomkonferenz lädt im Anschluss eine Gesprächsrunde mit der Filmemacherin, dem Projektleiter der „Mobilen Beratung Niedersachsen gegen Rechtsextremismus für Demokratie“, Schulvertreterinnen und -vertretern und Rudi Klemm von WABE e.V. als Moderator zum Mitdiskutieren ein. Wer dabei sein möchte, meldet sich dafür einfach beim Veranstalter ein.
Liebe Leserinnen und Leser, ich finde, ein respektvoller und menschlicher Umgang miteinander ist unverzichtbar und sollte für uns alle absolut selbstverständlich sein. Aber demokratisches Denken und Handeln sind keine Selbstverständlichkeiten. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns unsere liberalen Werte regelmäßig ins Bewusstsein rufen, dass wir darüber immer im Gespräch bleiben, einander zuhören und für unsere Überzeugungen eintreten.
Ihr
Detlev Kohlmeier