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Offener Brief

An die Ratsmitglieder der Stadt Nienburg/Weser, Herrn Onkes, sowie die Medien im Landkreis Nienburg.

Wir nehmen Bezug auf den Stadtratsbeschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für das "Logistikzentrum" Nienburg Süd (Nr. 164).
Da sich eine Mehrheit des Stadtrates bereits am 26. Januar für die Aufstellung des Bebauungsplanes entschieden hat, gehen wir davon aus, dass Sie gut in die Thematik eingearbeitet sind und wir uns auf die
Themenbereiche Klima- und Artenschutz beschränken können.

Die weltweiten Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler*innen aus den letzten Jahren/Jahrzehnten stimmen
überein, dass es zwei riesige menschheitsbedrohende Gefahren gibt: Das Artensterben und der Klimawandel (siehe dazu die Berichte und Diagramme des Umweltbundesamtes, des Weltklimarates IPCC und des
Weltwirtschaftsforums).

Das massenhafte Artensterben liegt vor allem an der weltweiten Lebensraumzerstörung und der flächenhaften Verseuchung des Bodens und des Wassers mit Düngemitteln und Pestiziden durch die industrielle
Landwirtschaft sowie der Bodenversiegelung. Aber auch Pandemien werden durch die immer kleiner werdenden Lebensräume für unsere Wildtiere stark zunehmen. Auch hierzu gibt es schon seit längerem wissenschaftliche Studien. (z. B.: https://www.spektrum.de/news/grosse-oekosysteme-kollabieren-miterhoehter-geschwindigkeit/1711748).

Alle genannten weltweiten Probleme können nur durch sofortiges Umdenken und entsprechendes Handeln
aller Menschen gebannt werden. Wir können nicht fordern, dass in Südamerika, Südostasien und Zentralafrika die Zerstörung der Regenwälder für den Klimaschutz und den Artenschutz gestoppt werden, wenn wir
vor der eigenen Tür bereit sind, für Parkplätze 14 ha Wald mit einer einzigartigen Tierwelt zu zerstören.
Auch die Stadt Nienburg steht in besonderer Verantwortung, ihren Beitrag zum Arten- und Klimaschutz zu
leisten!

Eine Ersatzpflanzung, auch wenn sie größer ist als der zerstörte Wald, wird die verloren gegangenen ökologischen Funktionen erst in einem halben Jahrhundert, vielleicht aber auch gar nicht mehr erfüllen können.

Die Stadt und der Landkreis Nienburg müssen endlich aufwachen und aktiv werden, sonst ist es zu spät.
Dies haben viele Bürger*innen erkannt, was z. B. die gutbesuchten Vorträge zum Thema insektenfreundliche Gärten, die Demos von Fridays for Future und die Anpflanzung eines Klimawaldes zeigen. Auch der
Niedersächsische Weg ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Es geht nicht mehr nur um Wirtschaftsdenken, sondern um existenzielle Dinge.

Die Stadt Nienburg ist seit August 2020 dabei, einen "Masterplan Klimaschutz" aufzustellen. Wie passen
Ihre Pläne zum "Logistikzentrum" denn dazu? Wir brauchen auch in Nienburg, wie der Präsentation zur
Auftaktveranstaltung zu entnehmen ist, eine Verkehrswende und nicht weitere Parkflächen für PKWs, ob
mit oder ohne Verbrennungsmotoren. Schon gar nicht, wenn dafür klimaschützender Wald zerstört wird
und zahlreiche bedrohte Arten direkt vernichtet werden oder ihren Lebensraum verlieren. Wie fällt da die
CO2-Bilanz aus? Dabei ist dem Masterplan der Stadt Nienburg zum Thema "Prüfung klimarelevanter Beschlussvorlagen (PkB)" zu entnehmen: "Beifügung einer Abschätzung über die Auswirkungen auf das Klima
in jeder Beschlussvorlage des Rats und dessen Gremien". Wenn das ernst gemeint ist, sollen die Politiker*innen ihre Abschätzung für die Klimarelevanz den Bürger*innen auch transparent und verständlich
machen. Das wird bei der geplanten Zerstörung von 14 ha Wald nicht gelingen.

Außerdem findet sich im Masterplan der Punkt "Platzsparende Bauweise mit wenig Flächenversiegelung".
Auch wird das Thema "Förderung der biologischen Vielfalt" aufgegriffen. Es finden sich sehr viele gute
Ideen und Maßnahmenvorschläge in dem Masterplan, nur müssen Sie als Politiker*in sie auch kennen und
den Willen haben sie umzusetzen.

Unzählige E-Mails und Anrufe zu diesem Thema zeigen uns, dass die Bürger*innen von Ihnen als Verwaltungsbeamte und Politiker*innen verantwortungsvolles Verhalten zu den großen Bedrohungen unserer
Menschheit erwarten, sonst verlieren noch mehr Menschen ihr Vertrauen in die Politik.

Deshalb unser Appell an Sie, setzen Sie sich für einen Stopp des Bebauungsplanes des "Logistikzentrums"
am südlichen Schäferhof ein und unterstützen und fördern Sie eine Zunahme an Artenschutz- und Klimaschutzprojekten in der Stadt Nienburg.

BUND-Kreisgruppe Nienburg
NABU-Kreisverband Nienburg
BUNDjugend Nienburg
NAJU Nienburg
Fridays for Future, Nienburg
Gesellschaft für Vogelschutz
Naturfreunde
Ev. Jugend Nienburg
attac, Regionalgruppe Nienburg
Das NetzWerk Landkreis Nienburg/Weser

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