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Sonntag, 27.01.2019: Begegnung mit jüdischen Jugendlichen im Ratssaal!

Begegnungsprojekt "Likrat" des Zentralrats der Juden in Deutschland nimmt am Forum teil

Likrat heißt „aufeinander zugehen“. Likrat ist ein Begegnungsprojekt des Zentralrates der Juden in Deutschland. Tirzah und Nerli machen mit. Wir schildern ihre Begegnung mit Schülerinnen und Schülern in Rüdersdorf, Brandenburg.


Tirzah Maor ist gemeinsam mit Nerli Wainstejn nach Rüdersdorf gekommen. Tirzah wurde in Jerusalem geboren, kam mit einem Jahr nach Deutschland. Sie hat gemeinsam mit Nerli, deren Eltern aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, das jüdische Gymnasium besucht. Tirzah Maor ist 17 und hat gerade ihr Abitur gemacht. Jetzt sitzt sie mit Nerli zusammen in einem Kreis von 20 Schülern – die anderen sind nicht viel älter als sie selbst – und reicht ihnen ihren persönlichen Siddur, ihr Gebetbuch. Die Schüler des Friedrich-Anton-von-Heinitz-Gymnasiums in Rüdersdorf, am Rande Berlins, nehmen an einer religionsphilosophischen Projektwoche teil. Es ist das erste Mal, dass die Zehntklässler jüdischen Menschen begegnen. Die Schüler haben Fragen auf Zetteln notiert, auf die die beiden Jugendlichen zu antworten versuchen.


Tirzah: „Also ich finde es immer schön zu sehen, wie andere Leute, die vorher gar keinen Kontakt hatten zum Judentum, was sie wissen, wieviel sie wissen und für was sie sich interessieren. Das gibt mir nochmal ein besseres Bild von der Gesellschaft hier.“


Eine der Erwartungen des Projekts ist der Abbau von Vorurteilen, deshalb ist es ein Dialogprogramm auf niedrigschwelligem Niveau. Gleichaltrige untereinander können Befangenheiten leichter überwinden. So treten sie in einen Erfahrungsaustausch miteinander und tauschen sich über alltägliche Sorgen und Probleme aus, aber auch über die Besonderheiten des Lebens als Juden in Deutschland.


Viele "Likratinos" - so die Bezeichnung für die jüdischen Teilnehmenden - schildern das bestärkende Gefühl, mit ihrer Teilnahme an den Begegnungen etwas zu ändern an den gesellschaftlichen Einstellungen in diesem Land. Dalia Grinfeld, die mit 14 als erste "ins Wasser sprang": Vielleicht Veränderung in ganz klein so auf Mikroebene. Aber man hat 20 bis 30 jungen Menschen, die noch nie einen Juden gesehen haben, nicht nur mal einen Juden gezeigt und man selbst war dieser Jude. Sondern man konnte ihnen Fragen beantworten, die sie auf der Zunge hatten, die sie sich sonst wahrscheinlich nie getraut hätten zu stellen.


Grundsatz ist: jede Frage darf gestellt werden, es gibt kein "korrekt" oder "nicht korrekt". Nicht jede Begegnung verläuft so harmonisch, wie die morgendliche Stunde in Rüdersdorf. Tirzah Maor wurde auch schon mit provozierenden Fragen konfrontiert. Tirzah: „Ich hatte mal eine Frage, die war nicht gewollt provokativ, aber das war jetzt sowas wie: Tragen die Juden den Stern noch? Und das ist dann nochmal ein anderes Kaliber.“


Für Liam und Lucia aus Rüdersdorf war es heute das erste Mal, dass sie unmittelbar jüdischen Menschen begegnet sind. Die beiden Zehntklässler des Rüdersdorfer Gymnasiums hatten im LER- und Religionsunterricht schon das ein oder andere über das Judentum erfahren. Liam: „Was ich jetzt so bisschen neu erfahren habe, ist wie man halt lebt oder wie generell die Juden jetzt in Deutschland leben. Weil, das haben wir jetzt nicht im Unterricht gehabt.“ Lucia: „Was ich gerade gut fand, so die persönlichen Sachen, wie man halt lebt, so die Erfahrungen. Das fand ich halt auch mal wichtig zu wissen, die persönliche Sicht von jemandem.“


Auch die jüdischen Teilnehmenden nehmen etwas aus den Begegnungen mit. Likrat sei für sie auch eine Art Trainingslager für das eigene Verständnis und Erlebnis von Judentum gewesen, erinnert sich Dalia Grinfeld: „Eigenes Judentum finden, eigenes Judentum entdecken, zu reflektieren, sich selbst Fragen zu stellen, ich glaube, das war damals wichtig und heute, wenn nicht, umso mehr, dass es wichtig ist, wenn die Teenager mit einem besserem Verständnis von sich selber rausgehen.“


Wer an diesem spannenden Dialog teilnehmen will, kommt am Sonntag, 27. 1. 2019 um 11:15 in den Nienburger Ratssaal. Einige Gruppen aus unserer Region sind auch dabei und stellen ihre Arbeit und Auseinandersetzung mit Antisemitismus vor. Und damit niemand verhungert, lädt die Stadt Nienburg zu einem Mittagsimbiss ein.





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