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Attentate in Israel, Mahnmalschändung in Nienburg

Mahnmalschändung in Nienburg, Blumen an der Stelle der zerstörten Tafel der Zeugen Jehovas und der politisch Verfolgten.
Ist es nicht ein Trost zu denken, dass der Terrorist, der am Internationalen Holocaust-Gedenktag vor einer Jerusalemer Synagoge sieben Juden ermordete, eine Attacke gegen die "zivilisierte Welt" im Sinn hatte, wie Präsident Joe Biden es formulierte? Tröstlich mag der Gedanke für viele sein, weil er die jüdischen Opfer aus dem Geschehen abstrahiert. Aber genauso falsch.
Der 21jährige Alqam Khayri aus Ostjerusalem hatte nichts anderes vor, als Juden zu töten. Das beabsichtigte auch der Dreizehnjährige (!), der am Tag danach mit einem Sturmgeweht aus dem Hinterhalt schoss und zwei Israelis verletzte. Auch die Palästinenser*innen, die nach beiden Anschlägen auf den Straßen tanzten, Freudenschüsse in die Luft abgaben und Süßigkeiten an die Kinder verteilten, damit sie sich lange an diesen Tag der Freude erinnern, feierten keinen Schlag gegen die westliche Welt, sondern die Ermordung von sieben Juden und die Heldentat eines Pubertierenden.
Die Hamas verherrlicht inzwischen beide Taten in den üblichen kriegstreiberischen Verlautbarungen, die Palästinensische Autonomiebehörde etwas verhaltener. Der finanziellen Unterstützung können sich die Familien der Attentäter sicher sein. Auch dabei denken die palästinensischen Organisationen nicht an die europäischen Museen oder die amerikanischen Konzertsäle. Ihr Feindbild ist der verhasste Jude, der zwei Jahrtausende nach seiner Vertreibung sein angestammtes Heimatland zurückgefordert hat.
Die Existenz eines funktionierenden, weltweit erfolgreichen jüdischen Staates in einer Region, die im Übrigen von Korruption, Diktatur, Staatsversagen und zügelloser innerer Gewalt geprägt ist, mag für die palästinensischen Führer tief demütigend sein. Die eigentliche Triebkraft des Terrorkrieges, den sie gegen Israel führen oder zumindest unterstützen, ist jedoch der tief verwurzelte Hass gegen jeden einzelnen Juden und jede einzelne Jüdin.
Hierzulande sind es vielleicht nur die extremsten Neonazis, die das Töten jüdischer Menschen als erstrebenswertes Ziel umtreibt. Noch. Wenn erst eine breite Bewegung daraus geworden ist, wird es zu spät sein. Ein nicht weniger beunruhigendes Warnzeichen ist es, wenn auch andere der typischen Nazi-Hassgruppen ins Visier genommen werden: Sinti, Feministinnen, queere Menschen oder, wie jetzt in Nienburg, die Zeugen Jehovas. Wieder war die Zielscheibe „nur“ ein Mahnmal, eine Gedenktafel. Die mahnenden Worte von Heinrich Heine oder Martin Niemöller sollten uns aber in den Ohren klingen.

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