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Wie alles anfing – der 30. Januar 1988 in Asendorf - Bericht und Lesung mit Zeitzeugen Ralf Beduhn

Informationsveranstaltung zur Geschichte des Widerstandes gegen extrem Rechte Strukturen im Landkreis Diepholz


Im Herbst 1987 saßen in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen drei junge Leute zusammen und kamen auf die Idee, am 30. Januar 1988, dem 55. Jahrestag der Machtübergabe an Adolf Hitler, eine politische Aktion zu starten. Allerdings nicht im Sinne einer Gedenkfeier als Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen der Nazidiktatur. Sondern im Sinne einer Aufklärung über existierende rechte Strukturen im Landkreis . Die Recherchen der kleinen Gruppe führten recht schnell zu einem Ergebnis. In den Focus gerieten dabei der MUT-Verlag des Asendorfer Verlegers Bernhard C. Wintzek und das „Deutsche Arbeitszentrum“ von Alfred E. Manke in Bassum-Dimhausen. Beide,
Wintzek und Manke, waren Anfang der 70er Jahre an der militanten Gruppierung „Aktion Wider-stand“ maßgeblich beteiligt; außerdem kandidierten sie 1972 für die NPD bei den Bundestagtags- wahlen. Auch in der Folgezeit waren Wintzek und Manke weiterhin in extrem rechte Netzwerke eingebunden, durchaus auch über die deutschen Grenzen hinweg.
Die kleine Gruppe jugendlicher Antifaschist*innen in der Samtgemeinde erhielt rasch weiteren Zulauf und Unterstützung durch Gewerkschaften und politische Organisationen. Dadurch fühlte man sich ermutigt, am 30. Januar 1988 eine Demonstration mit anschließender Kundgebung gegen den MUT-Verlag in Asendorf sowie  nachmittags und abends ein mehrstündiges politisches Kulturprogramm im Jugendhaus Bruchhausen-Vilsen durchzuführen.
Die Beteiligung an der Demonstration übertraf dann alle Erwartungen. Etwa 600 Menschen aus allen Altersgruppen liefen mit Transparenten, Fahnen und  Protestschildern durch Asendorf, um gegen Rassismus, rechte Hetze und speziell gegen B.C. Wintzek, seinen Buchverlag und sein Magazin MUT zu demonstrieren. Die politischen Aktivitäten Wintzeks wurden für viele Menschen in der Region durch diesen erfolgreichen Aktionstag erstmalig überhaupt bekannt.
Und die Proteste gegen den MUT-Verlag hatten unerwarteter Weise sogar innenpolitische Folgen.
Denn Bundeskanzler Helmut Kohl hatte nämlich an einen Autoren  des Magazins MUT geschrieben, dass er „ständiger Leser von MUT“ sei und „oft mit viel Sympathie und Zustimmung“ die Artikel des rechten Autoren lese. Plötzlich war der kleine Ort Asendorf in allen überregionalen Zeitungen  und Zeitschriften ein Thema...
Doch noch in anderer Hinsicht hatte die Demonstration am 30. Januar 1988 in Asendorf politische
Folgen. Ermutigt durch den Erfolg, gründete sich im März 1989 ein  mitgliederstarker Antifaschis-
tischer Arbeitskreis in Syke sowie im Herbst 1989 an der Kooperativen Gesamtschule in Weyhe-Leeste eine schulische ANTIFA-AG, die bis in die heutige Zeit existiert. In Weyhe entstand zudem  zu Beginn der 2000er Jahre der „Runde Tisch gegen Rechts“  sowie das „AufMUCKEn gegen Rechts“-Festival, das seitdem jedes Jahr mit großem Erfolg durchgeführt wird.
So gesehen war der 30. Januar 1988 in Asendorf ein wichtiger Startpunkt für die Entwicklung von
politischen Strukturen, die sich gegen Rassismus und den gefährlichen Rechtsruck dieser Gesell-
schaft zur Wehr setzen. Das landkreisweite Bündnis „Wir sind mehr“ kann zu Recht als aktueller
Ausdruck dieser Tradition bezeichnet werden.
Nachtrag: Bernhard Wintzek ist inzwischen verstorben. Die Erben haben den Verlag aufgelöst.
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Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Allerdings behalten sich die Veranstalter vor, nach §6 VerG, Personen mit rechtsradikaler und rechtspopulistischer Gesinnung sowie Mitglieder und Sympathisanten entsprechender Gruppierungen (AfD, NPD, IB etc.) von der Veranstaltung auszuschließen.

Veranstalter

Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie & Zivilcourage e.V.

Datum

Donnerstag, 30. Januar 2020

Uhrzeit

19:00 Uhr bis 21:00 Uhr

Ort

Breakout Asendorf